Einleitung

Das Projekt ist ein Beitrag, die Bühnenfunktion der öffentlichen Räume darzustellen und einen Kontext zur demokratischen Freiheit, anhand Öffentlicher Räume in Wien zu suchen.In aktiver Kooperation des interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsteams brachte jede Person andere Ansätze ein, sodass die unterschiedlichen Disziplinen Soziologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Stadtplanung, Architektur und Theaterwissenschaft verknüpft werden konnten. Verschiedene Beispiele und Informationen von Berlin bis Zürich, wurden reflektiert.

Vielfältige und kenntnisreiche Anregungen, Beiträge und Diskussionen, aber auch die Unterstützung der Wissenschafts- und Forschungsförderung der Stadt Wien ermöglichten diese prozessorientierte Arbeit.

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die heutige Stadtkultur im Rahmen interessanten Gesellschaftsprozesses. Diese Auseinandersetzung mit der "Innenansicht" eines Stadtbildes sowie eine historische Bestandsanalyse zeigte prägende Raumstrukturen, welche die kulturelle Identität formen und dem öffentlichen Raum mehr Bedeutung verleihen.

 

 
Startseite
Einleitung
Geschichte
Gegenwart
Ausblick



„Der Öffentliche Raum als Bühne - Plädoyer für eine Plattform der aktiven Zivilgesellschaft“

 

Wichtige Zusammenhänge zwischen kollektiven Bedürfnissen der Begegnung sowie dem persönlichen Verlangen nach Aufmerksamkeit und Kommunikation, werden im öffentlichen Raum als städtischem Lebensraum aufgezeigt und formuliert.

Menschliche Anliegen wie Selbstverwirklichung, Bildung, Identitätsfindung und Anerkennung wurden deutlich. Dabei werden die zwei primären Bedeutungen des Begriffs "öffentlicher Raum" klar:

  • Einerseits meint er konkrete, räumlich abgrenzbare Gebiete, in denen sich Öffentlichkeit abspielt, weil sie allgemein zugänglich sind,
  • andererseits bezeichnet er die Gesamtheit des Öffentlichen, also die Sphäre der Öffentlichkeit, in der sich das öffentliche Leben abspielt.

Der räumlich definierte öffentliche Raum gewinnt für westliche Gesellschaften im 19. Jahrhundert und den damals stattfindenden gesellschaftlichen Umwälzungen enorm an Bedeutung:

Erstmals sind große Teile der Bevölkerung nicht mehr in der Landwirtschaft nötig und strömen dadurch zum Arbeiten in die Städte. Die enorme Regelung des Zeitaufwands für die Arbeit im 19. Jahrhundert führt zu einer starken Differenzierung. Arbeit und Freizeit werden erstmals als unabhängige Zeitbereiche erfahrbar. Das Leben wird also sehr viel stärker als in frühern Jahrhunderten in Teilbereiche gegliedert, die nicht mehr so eng zusammenhängen und auch nicht mehr als Einheit empfunden werden können.

Das heißt aber auch: Es entstehen Freiräume gegenüber früher.

War früher die soziale Kontrolle durch die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der ländlichen Großfamilie und darüber hinaus durch die dörfliche Gemeinschaft gegeben, so fällt diese Kontrolle in den schnell wachsenden Städten weg. Das kann sehr wohl als Freiheit gegenüber dem Land verstanden werden, kann aber auch zu erheblichen Problemen führen. Es folgen ein Ausbau des fixierten Rechts in Gesetzesbüchern sowie Sanktionen und eine Demokratisierung der Gesellschaft.

Die soziale Kontrolle des bäuerlich-ländlichen Lebens wird durch sozialstaatliche Maßnahmen ersetzt.

Welche Konsequenzen hat das nun für den öffentlichen Raum als räumlich relativ klar definiertes Konzept?

 

 

Tatsächlich wird der öffentliche Raum seit der Industrialisierung viel stärker genutzt bzw. hat seine heutige Bedeutung erst durch sie bekommen; heute dient er als Erholungsraum ebenso wie als Raum für das Geschäft, für den Transport von Gütern, und, mit der Trennung von Wohn- und Arbeitsraum, der Bevölkerung selber, aber auch als Raum, in dem Ansprüche erhoben werden können.

Diese starke Entflechtung, bei der die Räume oft monofunktional verstanden und entsprechend gestaltet wurden, führt zu neuen Situationen. Denn eine Straße ist in den seltensten Fällen nur Verkehrsweg, sondern Einkaufsort, Wohnort, Versammlungs- und schlicht Lebensraum. Neben monofunktionalen Stadtteilen, ist auch die allgemeine Nutzbarkeit öffentlicher Räume nicht uneingeschränkt, sondern von verschiedenen Bedingungen, wie z. B. Geschlecht, Milieu und Sozialkompetenz, abhängig.

Die Raumzuschreibungen selber führen daher oft zu Problemen: der neuerliche Verlust des öffentlichen Raums nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere durch den stark gestiegenen Verkehr, bei gleichzeitig bleibendem Bedürfnis nach Freiräumen. Das heißt, dass der verbliebene öffentliche Raum benutzerfreundlich gestaltet werden muss, und zwar nicht nur aus primär wirtschaftlichen Überlegungen. Er muss Freiraum für moderne Menschen bleiben und er darf nicht weiter zerstückelt werden. Denn Freiraumgestaltung ist Stadtgestaltung, Wohnumfeldverbesserung, Verkehrsplanung und Vorsorge für ausreichende Freizeit- und Erholungsgebiete und damit auch Sozialplanung

 

 

 

Knapper Freiraum in einer der dichtest besiedelten Städte Europas: Wien